Der Capri-Krimi 04 - Bleich wie der Mond by Ventura Luca

Der Capri-Krimi 04 - Bleich wie der Mond by Ventura Luca

Autor:Ventura, Luca [Ventura, Luca]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783257613537
Herausgeber: Diogenes Verlag
veröffentlicht: 2023-05-24T00:00:00+00:00


15

R izzi hatte eingekauft: grünen Spargel, geräucherten Mozzarella, flüssige Sahne, Wein, Obst und Biscotti. Mit den vollen Tüten war er mit der funicolare auf den Vomero hinaufgefahren. Wie jedes Mal, wenn er an der Piazza Vanvitelli ausstieg, war er verblüfft. Hier oben gab es farblich geschmackvoll aufeinander abgestimmte Blumenrabatten, ordentlich geschnittene Buchsbaumhecken, saubere Sitzbänke und helle Fassaden mit hohen Fenstern, hinter denen Menschen wohnten, die wahrscheinlich auch so ihre Sorgen hatten, aber das Problem, wie sie finanziell über die Runden kamen, gehörte wohl eher nicht dazu. Auch nicht bei der Dame mit den toupierten Haaren und dem Hündchen in der Handtasche, die Rizzi an der Haustür entgegenkam und ihn so respektvoll grüßte, wie man sonst wohl nirgends in Neapel einen Polizisten grüßte. Rizzi ließ eine Bemerkung übers Wetter fallen, nahm die Tür dankend an und trat ein. Der Kokosläufer auf der Treppe dämpf‌te seine Schritte.

Im dritten Stock klingelte er, aber nichts geschah. Er stellte seine Einkaufstüten ab, holte sein Telefon hervor, doch noch bevor die Verbindung zustande kam, waren in der Wohnung schwere Schritte zu hören.

Die Tür ging auf, und ein Typ, den Rizzi noch nie zuvor gesehen hatte, mit breiten Schultern, breiter Brust, nassen Haaren und nur mit einem Handtuch bekleidet, schaute Rizzi verständnislos an und fragte: »Ja, bitte?«

»Salve.« Rizzi schaute aufs Klingelschild, ob er sich vielleicht im Stockwerk geirrt hatte, als hinten in der Wohnung Barbaras Stimme ertönte: »Lass ihn rein, Liebling. Ist mein Bruder.«

»Sorry«, sagte der Typ und grinste breit. »Ich wusste, dass Barbara einen Bruder hat, aber sie hat mir verschwiegen, dass er bei der Polizei ist.«

»Nur der Vollständigkeit halber«, erklärte Rizzi und griff nach seinen Tüten, »wir haben auch noch eine Schwester auf Ischia. Sie heißt übrigens Valentina und hat drei Kinder.«

Er war überrascht und auch ein wenig überrumpelt, dass Barbara jemand Neues an ihrer Seite hatte und es nicht für nötig hielt, darüber vorab ein Wort zu verlieren. Es waren sonst immer Frauen gewesen. An den letzten Kerl an Barbaras Seite konnte Rizzi sich schon gar nicht mehr erinnern. Dass Barbara jetzt anscheinend ihre heterosexuelle Seite wiederentdeckte, brachte Rizzi ein wenig durcheinander. Damit hätte er nie und nimmer mehr gerechnet. Dann waren die Gebete ihrer Mutter nach so langer Zeit also doch erhört worden.

»Hat Barbara dir gesagt, dass ich heute Abend koche?«, fragte Rizzi den Typ auf dem Weg in die Küche und schlug den Plauderton an. »Ich hoffe, das ist okay für dich.« Rizzi stellte seine Einkäufe auf dem Tisch ab, gab dem Mann die Hand und lächelte. »Ich bin Enrico.«

»Ben.« Der Typ hatte einen angenehm festen Händedruck und starrte Rizzi an, als hätte er noch nie einen Polizisten in Uniform gesehen, der in einer Küche Einkäufe auspackte, und so war es ja wahrscheinlich auch.

»Bist du Amerikaner?« Rizzi öffnete den Kühlschrank.

»Kanadier. Und schon eine ganze Weile in Europa.«

»Auf Urlaub?«

»Ich arbeite als Trainer im Fitnessklub. So habe ich auch Barbara kennengelernt.«

»Fantastisch. Freut mich sehr.« Rizzi schob auf dem Tisch das benutzte Geschirr beiseite. »Ich bin auf Capri stationiert«, berichtete er, »wo wir auch herkommen und wo unsere Eltern leben.



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